Der stumme Zeuge



Rezension der stumme Zeuge

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 Originaltitel: A Felicidade é Fácil

Autor: Edney Silvestre
Genre: Krimi
Verlag: Limes Verlag
Seiten: 224

Inhalt:


Wo Geld alles ist, zählt das Leben eines Kindes nichts ...

São Paulo, Brasilien: Ein kleiner blonder Junge wird mit einer Luxuslimousine von der Schule abgeholt. Minuten später ist der Fahrer des Wagens tot, das Kind in der Gewalt einer Söldnertruppe. Mit der Entführung soll der Vater des Kindes, der mächtige Medienmogul Olavo Bettencourt, zur Aufdeckung eines Korruptionsskandals der brasilianischen Politikelite gezwungen werden. Doch Bettencourt reagiert nicht auf die Forderungen und den Entführern läuft die Zeit davon. Sie bekommen Zweifel: Haben sie den richtigen Jungen in ihrer Gewalt?


Meine Meinung:


Ganz zu Anfang muss ich sagen, dass dieses Buch beim ersten Moment sehr neugierig gemacht hat. Anders als bei vielen Krimis die ich schon gelesen habe, klang es auch nach einer wirklichen Hintergrundstory, die die Handlung und Protagonisten immer begleiten, weshalb ich mich letztendlich auch dafür entschieden habe.

Das Reinkommen war allerdings sehr schwierig für mich. Was vor allem daran lag, dass das Buch in vielen verschiedenen Perspektiven geschrieben ist und dann auch noch in Zeitunterschieden, die wild variieren und mal vor der Verschleppung sind und mal danach. Doch spätestens als Silvestre die meisten Charaktere vorgestellt hat, ist mir das Lesen auch leichter gefallen und ich bin in eine wirklich interessante Geschichte reingerutscht.


Der große Handlungsstrang ist die Entführung des Sohnes von Olavo Bettencourt, der ein hohes Tier in der Politik und allgemein in allen Medien ist. Er hält sich für Gott höchstpersönlich und vor allem seine Frau Mara darf ihm bei seinen Geschäften nicht im Weg stehen! Man bekommt Einblicke in die verschiedenen Lebensabschnitte der Menschen, die mit der Entführung etwas zu tun haben. Auch der Fahrer, Major, ist sehr oft mit Kapiteln versorgt und der Leser erfährt etwas von seinem Hintergrund. Dann wird Olavo und Maras Sohn vermeintlich entführt und die Entführer, die aus den verschiedensten Lateinamerikanischen Ländern zusammengestellt(!) wurden, fordert eine hohe Summe an Lösegeld. Doch ist es gar nicht Olavinho, sondern der taubstumme Sohn der Haushälterin.    

Die Story, die wie schon gesagt, wird von vielen verschiedenen Protagonisten erzählt, darunter der Vater des vermeintlich entführten Sohn, Olavo. Und seine Frau, Mara. Mir gefällt wie realitätsnah alles geschildert wird und es klingt, wie nach wahren Begebenheiten. Und es handelt sich wirklich nicht um einen normalen Kriminalroman, weshalb ich die Genreeinteilung vielleicht ein wenig unpassend finde. Meine absolute Lieblingsperson, oder eher gesagt Personen, sind die Entführer, Ach, die sind echt klasse. Hintergrundlastig allemal, vor allem in politischen Sinne! Aber wie die miteinander umgehen, ist teilweise echt grandios zu lesen und macht echt Spaß!

Die Personen sind bei 224 Seiten echt tiefgründig und gut gelungen. Für mich war es ganz anders, weil sich Silvestre mit seiner Meinung zur damaligen (das Buch spielt 1989) Politik nicht hinterm Berg hält und genau das wünsche ich mir als Leser öfter. Olavo ist für mich ehrlich gesagt ein sexistisches Arschloch, der immer nur seinen eigenen Profit und Vorteile in der Situation sieht. Er ist für die Story immer handlungsführend. Seine Frau Mara hat sich für mich komplett gewandelt. Am Anfang fand ich sie sehr unsympathisch. Verwöhnt und das übliche Blondchen (sie ist wahrhaftig blond) das nur an die Kohle des reichen Typen ran will. Und genau das ist auch die Absicht von Silvestre gewesen! Denn Maras Person wird erst nach der Entführung des Jungen klar und gegen Ende bringt sie echte Muttergefühle auf, auch wenn sie ironischerweise für den falschen Jungen sind.

Das Ende ist dann irgendwie, ja, nicht so doll. Ohne jetzt irgendwas zu spoilern, kann ich sagen, dass ich einfach nur enttäuscht bin! Nach der wirklichen Spannung, geht das echt gar nicht!

Zu Silvestre Schreibstil kann ich nicht oft genug erwähnen, wie wahr er sich an der Realität hält. Er ist selber in den sogenannten Favelas aufgewachsen und bringt das auch gekonnt ein (ironischerweise schaue ich gerade Olympia Rio).


Fazit:


Ein gut gelungenes Buch, mit guten Handlungssträngen. Tiefgründigen Protagonisten, die sehr an das wahre Leben in Brasilien anknüpfen. Leider kommt man nicht einfach in das Buch rein und es dauert eine Weile bis man sich in der Story wiederfindet. Empfehlen würde ich es Lesern, die auf einen starken Hintergrund mit politischen Themen stehen und ganze Schmiererei interessiert!

Note: 2       

Vielen Dank an den Limes Verlag für die Bereitstellung dieses Rezi-Exemplars

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